Die U21-EM im Laser Ein Höhepunkt mit Hochs und Tiefs
Letztes Wochenende ging meine erste Junioreneuropameisterschaft in der olympischen Bootsklasse Laser Standard im schwedischem Båstad zu Ende. Für die anderen aus meiner Trainingsgruppe war es eine normale internationale Regatta. Für mich persönlich war es eigentlich schon ein großer Erfolg, dass ich überhaupt an den Start gehen konnte. Ich hatte mir Mitte Juli eine Fraktur an der Wirbelsäule zugezogen. Nach einigen Trainingsversuchen unter großen Schmerzen in Vorbereitung auf unsere U21-WM in Polen musste ich leider das Training abbrechen und konnte bei der WM nicht starten. Zwischen der WM und der EM lagen 4 Wochen. Mit sehr viel Physiotherapie und fachlicher Beratung ging es meinem Rücken zum Glück wieder ein wenig besser, so dass ich auf einen Start bei der EM hoffen konnte. Aber ich konnte und durfte in dieser Zeit leider nicht trainieren. Ich fuhr also nach Schweden mit einem geringen Fitnesslevel und Trainingsrückstand gegenüber den anderen Seglern.
Wir hatten die gesamte Woche über Mittel- bis Starkwind aus einer ablandigen Richtung über die Berge. Die Dreher und Böen erinnerten mich eher an den Müggelsee als an die Ostsee. Mein Ziel war eigentlich eine Medaille in der U19 Wertung. Dies war allerdings aufgrund der sehr kurzen Vorbereitung in Schweden sehr optimistisch. Die Wettfahrtleitung teilte das schon kleine Feld von 61 Startern in 2 Gruppen auf. Das war nicht so schön, da in einem kleinen Feld jeder Fehler gleich doppelt bestraft wird.
Mit einem 13. und einem 21. Platz am ersten Tag verlief der Start in die Regatta für mich nicht so erfreulich. Obwohl meine Starts jeweils sehr gut waren, vermasselte ich mir die Rennen meist schon auf der ersten Kreuz. Dieses Schema zog sich wie ein roter Faden durch die ganze Woche. Am zweitem Tag ersegelte ich im letzten Tagesrennen einen 2. Platz. Ich dachte eigentlich, der „Schalter wäre umgelegt“ und die Aufholjagd würde beginnen. Jedoch wurde ich am dritten Tag mit einem weiteren 21. und einem mittelmäßigen 11. Platz eines Besseren belehrt. Ich erreichte aber das Goldfleet und konnte somit als 6. in der U19 Wertung auch nicht mehr weiter zurückfallen.
Für meine Bundeskader-Qualifikation war eine TOP 8 – Platzierung U19 notwendig. Dieses Ziel hatte ich also erreicht und damit die Kaderbestätigung gesichert. Es fiel mir sichtlich etwas Druck von den Schultern. Ich wollte noch mal nach vorne angreifen. Leider konnte ich aber das gute Starten wieder nicht in Top Platzierungen umsetzen. Es kamen mit einem 14. und einem 18. Platz noch einmal zwei mittelmäßige Rennen dazu. Darauf folgte aber leider auch schon wieder ein 21. Platz. Dies führte in der Rangliste zu nicht allzu großen Sprüngen Richtung Spitze. Ich blieb auf meinem 24. Platz und wollte am letzten Tag alles geben, um vielleicht noch ein paar Konkurrenten zu überholen. Das war aber schon im Vorfeld sehr schwer, da der Abstand doch schon größer war.
Im ersten Rennen des letzten Tages kam ich nach einer kuriosen zweiten Kreuz als 9. ins Ziel. Meine direkten Konkurrenten in der U19 Wertung aus Finnland, Portugal und der Türkei hatten gepatzt und so witterte ich die winzige Chance, vielleicht doch noch aufs Treppchen zu gelangen. In der zweiten Wettfahrt wurden die Windbedingungen noch verrückter. Ich kam nach einer schlechten ersten Kreuz als vorletzter an der Luvmarke an, als ich über Land die gewaltige Gewitterfront entdeckte. Der Wind nahm rasend schnell zu auf über 25 Knoten. Auf der Vorwind kenterten plötzlich sehr viele. Ich riskierte nicht zu viel und kam somit dann als 7. am Leegate an. Bis zum Ziel nur noch eine Kreuz, eine Vorwind und mit Halbwind ins Ziel. Ich verteidigte meinen Platz mit aller Kraft. Meine unmittelbaren Konkurrenten waren sehr weit am Ende des Feldes. Dies gab mir noch mehr Kraft und die Hoffnung auf einen Podest in der U19 Wertung wurde stärker. Doch dann passierte es. Wie aus dem Nichts fuhr ein Boot mit der Abbruchflagge durch das Feld. Das letzte Rennen wurde abgebrochen – nachdem die Front eigentlich schon vollständig durchgezogen war und der Führende, nur wenige Meter vor mir, schon fast mit dem Bug das Ziel durchquerte. Ich konnte es nicht glauben. Ich fand die Bedingungen nun wirklich nicht unfair. Aber es galt, die Entscheidung zu akzeptieren. Es hätte auf jeden Fall das Gesamtklassement noch ordentlich durchmischt. Es gab keine weitere Wettfahrt mehr. Somit beendete ich das letzte Rennen der EM mit einem 9. Platz. Dies brachte mich nur auf den 23. Gesamtplatz von 61 Startern vor und es blieb der 6. Platz in der U19-Wertung.
Persönlich bin nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Ich denke, es wäre vielleicht doch noch einiges mehr drin gewesen. Aber aufgrund meiner Rückenverletzung bin ich auch stolz. Ich habe meinen Kaderstatus bestätigt und kann mich nun voll auf die Vorbereitung der nächsten Saison fokussieren. Ich habe gespürt, dass die Gesundheit ein ganz wichtiger Faktor ist und konzentriere mich darauf, meine Verletzung vollständig auszuheilen.
Anfang Oktober ist unsere Deutsche Meisterschaft am Ammersee. Ich werde wieder alles geben für eine bestmögliche Platzierung. Ich bedanke mich bei allen Mitgliedern des Vereins für die tolle Unterstützung in der laufenden Saison und hoffe, den WSV 1921 würdig zu vertreten.
Euer Nico.