Diese Seereise wurde vom BSV mit der Bronzemedaille ausgezeichnet.
Die Überführung des Bootes von Berlin nach Greifswald ist, wie auch in den vergangenen Jahren schon, von einem Sportfreund und Miteigner durchgeführt worden, leider wegen der coronabedingten Einreisebeschränkungen nach Meck-Pomm mit 5 Wochen Verspätung. So konnten wir erst am 16.6. aufsteigen. Die Überführungsmannschaft erwartet uns schon, und die vielen Hände sorgen dafür, dass wir schnell alles an Bord haben. Die Einkäufe hatten wir bereits am Vormittag erledigt, sodass wir das gute Wetter nutzen und um 16 Uhr durch die Wiecker Klappbrücke passieren. Der Wind ist ENE 4 Bft und so kreuzen wir erstmal bis zum Landtief. Der Wind dreht auf E, wir können nach dem Landtief auf nördliche Kurse abfallen, sodass wir nach einer Rauschefahrt kurz nach 22 Uhr im Hafen Saßnitz fest sind.
Am nächsten Morgen gelingt es uns sogar, in einer Apotheke digitale Impfzertifikate zu bekommen, die wir auf unseren Funktelefonen installieren können. Um 13:30 legen wir in Saßnitz ab. Wir haben unter den Kreidefelsen zunächst leichte umlaufende Winde, aber als wir den Königstuhl hinter uns haben, geht es mit von E auf SE drehendem Wind wieder flott voran. Mitten auf der Ostsee stellen wir plötzlich fest, dass sich unter den Bodenbrettern eine größere Menge Wasser angesammelt hat. Wir untersuchen das Problem sofort und stellen fest, dass sich der Schlauch für die Seewasserpumpe in der Pantry gelöst hat. Da wir mit erheblicher Krängung auf Bb-Bug segeln und damit die Spüle unter der Wasserlinie liegt, sprudelte munter Wasser ins Schiff. Schlauch befestigt, Wasser ausgepumpt und alles ist wieder gut. Nach Passieren des Verkehrstrennungsgebietes lässt der Wind nach und kurz vor Sandahamn ist er ganz weg. Also die letzten Meilen mit Motor und so sind wir kurz nach Mitternacht in Skillinge fest. Am nächsten Morgen schlafen wir aus und unternehmen dann eine kleine Radtour mit unseren Bordfahrrädern in Richtung Norden nach Gislövshammar. Wir finden einen kleinen Badestrand, nehmen ein Bad und sind am Nachmittag wieder zurück an Bord.
Am 19.6. legen wir mittags in Skillinge ab, wir wollen heute zur Insel Hanö. Der Wind ist dünn und kommt direkt aus S. Wir versuchen ein Stück vor dem Wind zu kreuzen müssen aber später dann doch für eine halbe Stunde den Motor anmachen. Es geht weiter gemächlich voran und 21:10 sind wir in Hanö fest. Der Hafen ist ziemlich voll und wir werden von der Hafenmeisterin längsseits an einen Fischkutter beordert. Am nächsten Tag leert sich der Hafen ziemlich schnell und wir verlegen unser Boot an einen schönen Platz direkt an der Pier. Wir machen eine Wanderung um die Nordhälfte der Insel und sind wiedermal begeistert von diesem schönen Ort. Am Abend treffen wir noch holländische Segler, die uns als Zwischenstopp auf unserem Weg nach Karlskrona den Naturhafen Tjärö empfehlen.
Der Weg zum Naturhafen Tjärö ist nicht weit, nur ca. 15 sm, so lassen wir uns am nächsten Morgen wieder Zeit. Es ist der 21.6., wir haben Hochzeitstag und wollen in der gemütlichen kleinen Hafenkneipe frühstücken gehen, aber sie ist zu, gestern morgen war sie noch auf. Also Frühstück an Bord und kurz vor Mittag legen wir in Hanö ab. Wind ist NE 4, also kreuzen bis vor die Schären vor Tjärö. Nur unter halbeingerollter FII suchen wir den Anleger, finden ihn aber nicht, dafür eine schöne Ankerbucht direkt in der Nähe.15:45 fällt der Anker und wir genießen den Rest des Tages die schöne Bucht incl. kräftigem Regenschauer.
Am nächsten Morgen nehmen wir ein ausgiebiges Morgenbad und nach dem Frühstück gehen wir dreiviertel elf unter Segeln Anker auf. Es ist handiger Wind, wir können, als wir aus den Schären kommen, hoch am Wind Zielkurs fahren. Vor der Drehbrücke zur Insel Hasslö nehmen wir das Groß weg, nach kurzer Wartezeit passieren wir kurz nach 14 Uhr die Brücke. Das Fahrwasser nach Karlskrona erfordert besondere Aufmerksamkeit, aber wir sind dann ohne Probleme 15:20 in Karlskrona fest. Wir finden einen großen und komfortablen Hafen vor, der noch reichlich freie Plätze bietet. Wir packen unsere Fahrräder aus und ich bemerke ein plattes Hinterrad an meinem Fahrrad. Wir schaffen es gerade noch vor Schließung in eine Fahrradwerkstatt, die uns auch sofort einen neuen Schlauch einbaut. Wir machen noch eine kurze Stadtrundfahrt und entdecken dabei ein kleines Hotel mit Gaststätte in dem man auch frühstücken kann, ohne Hotelgast zu sein.
Der 23.6. ist Hafentag in Karlskrona und wir beginnen ihn mit dem nachgeholten Hochzeitstags-Frühstück in dem kleinen Hotel. Es war wunderbar und so machen wir uns gut gestärkt mit unseren Bordfahrrädern auf zur Stadtbesichtigung. Die Stadt ist etwas hügelig, und wir müssen zeitweilig ordentlich in die Pedale treten, aber sie ist wirklich sehr schön. Natürlich ist sie noch immer vom Militär geprägt, aber viele der militärischen Einrichtungen sind inzwischen Museen. Wir besuchen das Marinemuseum einschließlich eines ehemaligen Segelschulschiffs, das draußen an der Pier liegt. Ganz in der Nähe des Museums befindet sich der Fähranleger zur Insel Aspö, die wollen wir heute auch noch besuchen. Nach 20 min Fahrt sind wir drüben und machen eine Rundfahrt um die Insel, sie ist landwirtschaftlich geprägt, hat aber auch schöne Mischwälder. Wir kommen an der Festung Drottningskär vorbei, die aber nur von außen zu besichtigen ist. Gegen 17 Uhr sind wir wieder in Karlskrona, schlendern über den Markt auf dem Storetorget machen noch ein paar Einkäufe und verbringen den Abend an Bord.
Am 24.6. verlassen wir Karlskrona mit dem Ziel Grönhögen am Südende von Öland. Der Wind steht südlich und wir müssen zwischen den Inseln Aspö und Tjurkö kreuzen. Kurz vor dem Ltm. Utlängan ist dann mal wieder Flaute und wir müssen den Motor starten. Nach Grönhögen wären es jetzt noch ca. 25 sm, so beschließen wir nach Kristianopel zu fahren, das sind nur gut 10 sm. Kristianopel ist ziemlich voll, aber wir finden noch ein Plätzchen mit Heckboje und 19 Uhr sind wir fest. Wir machen eine Fahrradrunde, der Ort ist ziemlich langgezogen aber recht hübsch und am südlichen Ende gibt es einen großen Campingplatz. Die Menschen dort bereiten sich offensichtlich schon auf Midsommar vor.
Am folgenden Tag legen wir gegen Mittag ab und machen uns auf den kurzen Weg nach Grönhögen. Dort wollen wir unbedingt noch mal hin, wir waren vor 30 Jahren auf unserem ersten Schwedentörn nach der Wende mit sechs Personen auf einem sehr spartanischen 9,5-m-Stahlschiff u. a. in Grönhögen. Der Hafen ist relativ leer, wir finden sofort einen Platz und 15:15 sind wir fest. Wir nehmen unsere Fahrräder raus und machen uns auf zum Ltm. Ölands Södra Udde. Es sind 10 km in einer Richtung und ich kann es gar nicht fassen, dass wir damals den Weg mit den Kindern zu Fuß gemacht haben. Zurück im Hafen müssen wir die Hoffnung auf ein Midsommar-Fest aufgeben, es ist alles ziemlich tot. Auch gut, das Wetter ist sowieso nicht doll, haben wir für den Rest des Tages unsere Ruhe.
Wir haben Sa., d. 26.6., nach dem obligatorischen Morgenbad und spätem Frühstück legen wir halb 12 in Grönhögen ab. Der Wind ist handig kommt aber NNW, also den Kalmarsund Richtung Norden aufkreuzen. Beim Versuch, die Windsteueranlage einzusetzen schlägt das Servoruder ohne jeden Anlass in seine Maximalstellung nach Bb aus. Irgendwas stimmt da nicht. Hole es wieder auf und kreuze weiter von Hand. Später dreht der Wind auf NW und wir können Zielkurs fahren. Gegen halb vier, nach noch nicht einmal der Hälfte des Weges nach Faerjstaden ist der Wind weg, also Mot an. Nach zwei Std. Motorfahrt sind wir 17:20 in Faerjestaden fest. Danach machen wir noch einen Fahrradrunde in die Stadt, sie ist wieder ziemlich eintönig und langweilig. Wir finden dann doch noch einen Radweg Richtung Norden (Kalmarsundbrrrücke), der am Wasser entlang geht und ganz schön ist. Er endet für uns an einem Riesigen Campingplatz mit der üblichen Menge an Wohnmobilen.
27.06., Heute ist Faerjestaden Hafentag. Nach einem schönen Morgenbad von der Hafenmole aus repariere ich die Windsteueranlage, es war nur eine Schraube verloren gegangen, sie ist schnell ersetzt. Anschließend wollen wir mit den Rädern eine alte Festungsanlage besuchen.Gaborg liegt ein paar km landeinwärts und besteht im Wesentlichen aus einem großen ringförmigen Steinwall mit einem bogenförmigen Tor. Innen rein kann man nur ein kurzes Stück. Es fängt an zu regnen und wir brechen die Besichtigung ab. Auf der Straße zurück zum Schiff(es gibt keinen Radweg!) wird der Regen immer stärker und stärker, bis es extrem schüttet, sodass wir völlig durchnässt werden. Wieder an Bord ist umziehen und Sachen trocknen angesagt.
Am nächsten Tag, 28.6., geht’s 12:40 weiter Richtung Norden. Wir passieren die Kalmarsundbrücke, haben leichten achterlichen Wind und müssen die Fock ausbaumen. Kurz vor Borgholm müssen wir ein Sperrgebiet beachten, das den Sommersitz der schwedischen Königsfamilie (Soliden) sichern soll. Anlegemanöver klappt, wir stehen erst etwas schräg aber können mit den Vorleinen noch korrigieren und alles ist gut. Halb fünf sind wir fest. Wir planen zwei Hafentage und wollen versuchen für den nächsten Tag ein Auto auszuleihen. Wir suchen die Touristinformation, finden sie am Hafen, sie hat aber schon zu. Danach noch eine kleine Runde durch die Stadt, sie ist sehr lebendig, natürlich touristisch, aber recht hübsch.
Am 29.6.,nach dem Frühstück fahen wir zur Touristinformation, es gibt keine direkte Autovermietung aber die Tankstellen vermieten gelegentlich auch. Wir machen uns auf zur Tankstelle. Leider können wir nich gleich ein Auto haben, erst am nächsten Tag 13 Uhr. Wir reservieren es und fahren mit den Rädern gleich weiter zur Burgruine. Wir machen eine ausgiebige Besichtigung. Zu 18:30 haben wir einen Tisch im Hafenrestaurant bestellt, wir wollen unseren 30. Hochzeitstag nachholen und uns ein kleines Essen gönnen. Das Essen ist gut und teuer, aber es war trotzdem ein schöner Abend. Die Schweden wimmeln in blau-gelber Verkleidung am Hafen entlang. Es ist Fußball-EM Achtelfinale und Schweden spielt 21 Uhr gegen die Ukraine. Schweden verliert 1:2.
Heute ist der 30.6., wir lassen es ruhig angehen,12:30 gehen wir zur Tankstelle und bekommen das Auto. Wir fahren die Hauptstraße nach Norden, besuchen ein steinzeitliches Gehöft und Rosendals Jänaldersby, eine Sammlung von Siedlungsresten aus der Eisenzeit. Viele alte Steine. Dann fahren wir nach Byxelkrok, und zum Leuchtturm Ölands Norra Udde. Von da geht’s auf der Ostseite der Insel wieder nach Süden, mit einem kurzen Spaziergang am Oststrand. Der Norden der Insel war sehr schön, weniger Landwirtschaft, mehr Wald. Am späten Nachmittag sind wir wieder auf unserem Schiff.
Am nächsten Tag, 01.7., fahren wir noch mal mit dem Auto los, besuchen Karehamn, einen Hafen an der Ostküste und dann Himmelsberga, ein Museumsdorf ein Stück südlich von Borgholm. Auf dem Weg zurück machen wir noch an einer weiteren eisenzeitlichen Anlage halt, der Burg Ismantorp. Wir sind pünktlich zurück an der Tankstelle in Borgholm, geben das Auto ab und gehen zurück zum Schiff. Kurz vor halb drei legen wir in Borgholm ab, es weht aus E mit 4 Bft und es geht mit zum Teil über 8 kn mit Rauschefahrt Richtung Kalmar. 16:40 passieren wir die Kalmarsundbrücke und sind kurz vor 5 im Hafen Kalmar. 7 kn Durchschnittsgeschwindigkeit. Wir werden von einer deutschsprachigen Hafenmeisterin im Schlauchboot empfangen, die uns weiter hinein in den Hafen verweisen will aber wir haben vorne einen längsseits Liegeplatz entdeckt und nach einigem Zögern dürfen wir da auch fest machen. 16:30 sind wir fest. Wir holen die Räder raus und machen eine Rundfahrt durch die Altstadt.
Am Freitag, d. 02.7.putzen wir das Schiff und machen noch eine ausgiebige Radtour, vorbei am Schloss über die südlich der Stadt gelegene Insel Stensö, am folgenden Tag übergeben wir das Schiff an die Nachfolgemannschaft und fahren nach Hause.
Thomas Umpfenbach