Ein Segelurlaub ins Kattegat 2006

Ein Segelurlaub ins Kattegat vom 22.06.-19.08.2006

Was ist ein Sommer ohne segeln auf den Weiten des Meeres !? Nach der Planung in den Wintermonaten starten wir am 22.Juni vom WSV 1921e.V.in Karolinenhof und erreichen in zweieinhalb Tagen Stettin. Nach dem Maststellen segeln wir am nächsten Tag nach Swinemünde. Am Dabiesee treffen wir noch unserer Freunde Heidrun und Detlef, die dort mit ihrer Motoryacht ankern.

Nach einem zweistündigen Plausch setzen wir unseren Weg fort. Unser nächstes Ziel nach Sassnitz wird eine ziemlich nasse Angelegenheit. Bei einem WSW 5 nehmen wir von vorn einiges über, teilweise haben wir auch Seiteneinsteiger. Nach etlichem Drängen ist der Steuermann bereit die Sachen zu wechseln und ins Ölzeug zu schlüpfen, denn es liegen noch einige Meilen vor uns. Von Sassnitz geht es über Glowe nach Falsterbo/Schweden. Hier treffen wir, wie schon in Sassnitz und Glowe, die Segelfreunde Usch und Klaus Gutknecht wieder. Mit der öffentlichen Buslinie machen wir einen Tagesausflug nach Malmö, durchstreifen die wunderschöne Altstadt und werfen einen Blick auf das geschraubte Hochhaus. Aus dem Sund betrachtet wirkt es imposanter. Von Falsterbo geht es über den Öresund nach Dragör/Dänemark. Auch hier ist wieder viel Historisches zu bestaunen. Dragör war im Mittelalter ein wichtiger Marktplatz der Hansekaufleute. Das Wahrzeichen ist der alte Lotsenturm und es gibt viele unter Denkmalschutz stehende kleine Häuser. Weiter geht es nach Helsingör, hier haben wir einen Tag zur Schloss- und Stadtbesichtigung eingeplant. Im Volksmund wird das Schloss auch „Hamlets Schloss“ genannt. Vom Burgwall hat man einen schönen Blick auf Helsingborg/Schweden, den Öresund und ins Kattegat zum Kullen.

Von Helsingör segeln wir nach Torekow/Schweden am Kullen vorbei, der im Sonnenlicht mit seiner roten Färbung eine beeindruckende Felsformation ist. Auch Torekow bietet viel zu sehen und zum Anfassen, aber das nächste Ziel ist das uns aus dem Vorjahr bekannte Falkenberg. Eine hübsche und quirlige Stadt. Hier machen wir eine Radwanderung am Ätran entlang und beobachten Angler, die an den Stromschnellen im Wasser stehend nach Lachsen angeln.

Es treibt uns weiter nach Getterön/Varberg. Aus der Ferne ist schon die große Festungsanlage Varberg zu erkennen, damals zu Dänemark gehörend, von Dänen erbaut. Die Marina liegt auf Getterön. Getterön ist ein Naturschutzgebiet, das von den Varbergern als Ausflugs- und Badeparadies genutzt wird, und das alles im Einklang mit der Natur. Wir kommen hier zur richtigen Zeit an, denn am Ankunftstag findet eine große Kunstflugschau statt. Wir vergessen für einige Zeit unseren Hunger und bestaunen die waghalsigen Flugvorführungen. Am nächsten Tagsetzen wir mit der Fähre nach Varberg über um die Festung zu besichtigen und uns im Museum durch die wechselhafte Geschichte führen zu lassen.

Leider müssen wir von Varberg einen Schritt zurück nach Glommen machen. Unser Weltempfänger, zum Abhören des Seewetterberichtes, lässt sich nicht mehr ausschalten. Aber wie schon in Varberg, ist auch in Glommen kein Radiomechaniker ansässig. Die Lösung: einfach eine Batterie herausnehmen und schon ist das Radio aus.

Weiter geht es nach Norden, bei den vorherrschenden Winden aus SE bis SW für uns sehr passend

Bei der Ansteuerung nach Lerkilwerden wir von einem Seehund empfangen. Nach einer Nacht segeln wir weiter durch die Schären nach Göteborg. Nach dem Festmachen in der Marina Langedrag werden wir auf Presslufthammerlärm aufmerksam. Es stellte sich heraus, dass dicht neben der Marina eine neue Freizeitanlage gebaut wird. Baugrund ist Fels, und der muss mit Sprengungen geebnet werden. In Göteborg besichtigen wir den Windjammer „Wiking“ der im Stadthafen liegt.

Unser nächstes Ziel ist die nördlichste Insel im Kattegat – Laesö. Auf dem Weg zum Rivöfjord steuern wir mit Kompasskurs 293 Grad die Enge zwischen Skalsk:n und Svinholmarna an. In der engen Durchfahrt liegt eine weiße Boje, die nautisch nicht zuzuordnen ist. Wir beschließen, die Boje an der Steuerbordseite zu passieren und schon gab es eine Grundberührung. Eine sofortige Kontrolle ergab aber keinen sichtbaren Schaden. Wir setzen unseren Weg durch den Rivö- und Hakefjord mit Kurs auf das Feuer Trubaduren fort, um weiter Kurs auf Österby/Laesö zu halten. Finden hier nach einigem Suchen noch ein Plätzchen am Kopfsteg mit Heckanker. Nach zwei Urlaubstagen (Baden und Inselerkundung) sind die nächsten angesteuerten Häfen Hals, Öster Hurup und Greena. Von Greena auf Jütland segeln wir bei W 4-6 und heiterem Himmel einen schönen Halbwindkurs nach Odden auf Seeland. Wieder ein Segeltag, bei dem wir voll auf unsere Kosten gekommen sind.

Mit südlichem Wind segeln wir am nächsten Tag nach Lynaes, der Ausgangshafen um nach Roskilde am Ende des Roskildefjords zu gelangen. Der Wetterbericht hat, wie so oft, Gewitter- und Schauerböen angesagt. Wir sind guter Dinge, beobachten aber aufmerksam den Himmel mit seinen Wolkengebilden. Wir erreichen die Tonnenreihe zum Isefjord und beschließen die Segel zu bergen. Vom Westen sehen wir die Regenschauer immer schneller auf uns zukommen und sind schon mittendrin, null Sicht, der Wind steigt auf 16m/s, die Welle baut sich steil auf und wir machen mit voller Motorkraft eine Geschwindigkeit von 2 kts. gegenan. Aber auch das schlimmste Wetter geht vorüber und wir erreichen wohlbehalten, wenn auch nass und ziemlich durchgeschüttelt den Hafen Lynaes. Die Sonne lacht vom Himmel als wäre nichts gewesen, wir können uns und die Sachen trocknen.

Weiter geht es nach Roskilde, eine Stadt die 1998 ihr 1000jähriges Bestehen feierte. Die Fahrt durch den sehr flachen Fjord ist mehr als spannend und aufregend, denn die einzelnen Fahrwassertonnen liegen sehr weit auseinander und sind schlecht auszumachen. Stellenweise haben wir weniger als 10 cm unter dem Kiel, oder das Display zeigt nur Striche an, verursacht durch viele Quallen und große Krautfelder. Der Anblick des mächtigen Doms aus der Ferne ist Entschädigung für die heikle Fahrt hierher. Der Dom wurde von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt, die Entstehungsgeschichte geht bis in das Jahr 985 zurück. Er ist auch Begräbnisort dänischer Könige vom Jahr 986 bis 1972, die hier in prächtigen Sarkophagen aufgebahrt sind. Jeden Donnerstag finden im Dom Orgelkonzerte statt, zu denen man freien Eintritt hat. Sehenswert ist auch die Wikingerschiffshalle. Hier sind Wracks aus dem 11.Jahrhundert ausgestellt, die 1962 aus dem Roskildefjord geborgen wurden. Im Museumshafen werden Fahrten auf nachgebauten Wikingerschiffen angeboten, historisches Erlebnis pur.

Unser Weg zurück führt uns nach Hundested. Der Ort verdankt seinen Namen einem Steinriff, auf dem im 18.Jahrhundert Seehunde gejagt wurden. In späterer Zeit dienten die Steine dem Hafenbau in Kopenhagen, dadurch hat man hier die Seehunde vertrieben.

Weiter geht es über Helsingör, Dragör wieder nach Falsterbo. Von hier wollen wir Sassbitz ansteuern. Am Morgen warten wir auf die pünktliche Brückenöffnung um 7:00 und fahren unter Motor durch den Kanal. Im Vorhafen setzen wir die Segel und nehmen Kurs auf Sassnitz. Nach ca.6 sm stellen wir aber fest, das der angesagte Westwind auf Südwest gedreht hat. Wir wollen aber nicht gegen Wind und Welle segeln, ändern unseren Kurs und steuern Gislöv an. Nach einer Nacht hat der Wind, für uns sehr erfreulich, auf Ost gedreht und wir können mit Kompasskurs 162 Grad Rügen ansteuern. Einige Stunden werden wir mit Regen bedacht, wir beobachten um uns herum auch einige Windhosen, bleiben davon aber verschont. Ab Kollicker Ort ist der Sommer wieder zurückgekehrt, mit Wärme und Sonnenschein, der Tag reicht noch um unsere Sachen zu trocknen.

Der nächste Tag meint es gut mit uns, die dunklen Wolken bleiben über Sassnitz hängen. Wir erreichen bei einem moderaten SW 5 die Einfahrt Swinemünde und nach der Grenzabfertigung machen wir in der Marina fest. Ein Tief jagt das nächste Tief, jede menge Regen, so sind wir erst in zwei Tagen in Stettin.

Der Mast wird fest verschnürt und es geht auf die Heimreise. Am 19.08.06 legen wir wieder in unserem Heimathafen WSV 1921 e.V. an.

Zu den einzelnen Häfen und den Geschichten der Städtchen gäbe es noch viel zu berichten, u.a. die wechselvolle Geschichte zwischen Dänemark und Schweden, aber dann würde es ein längerer Bericht werden.

In dieser Zeit haben wir 1.037 sm zurückgelegt:

Davon unter Segel 689 sm
Davon unter Motor 110 sm
Berlin-Stettin-Berlin 237 sm

Marianne + Olaf Uredat

Diese Tour wurde mit der DSV See-Silbermedaille und der BSV See-Bronzemedaille ausgezeichnet.