Grüße aus Norwegen

Grüße aus Norwegen – Zwischenstand

Liebe Vereinsmenschen,

so, jetzt will ich mich endlich mal melden von der Reise meines Lebens. Bitte seht es mir nach, dass ich mich erst jetzt melde: Einhandsegeln ist ein Fulltime-Job und die Vorbereitung bis Mai war es erst recht! 😉

Nachdem ich zu Ostern bei bitterer Kälte (aber auch Sonnenschein) den Verein verlassen habe, ist so einiges passiert.

Am Gründonnerstag haben wir für die Reise letztes Jahr in den Bottnischen Meerbusen von der Schiffergilde den „Fünf-Stern-Preis“ bekommen (Detlef Felisch und meine Petra waren ja mit an Bord – tolle Crew!!!). Ein weiterer Preis „Jubiläumspreis“ der Schiffergilde ging an die Solveig-Crew (Thomas „Bantu“ und Christine Umpfenbach) Herzlichen Glückwunsch!

Nachdem die Osterüberführung erstmal bis Wolgast führte, ging es dann am 1. Mai richtig los: Nach Norden!

Zu Beginn gleich Zwischenstopp beim Zahnarzt in Sassnitz (Füllung verloren), dann weiter über Falsterbokanalen, durch den Öresund über Hogesnäs und Varberg (beide in Schweden) über das Kattegatt nach Skagen. Immer auf der Flucht vor dem Starkwind bis 38 Knoten, der mir bis in das Kattegatt hinterherschlich, musste ich auch mal die Nacht nur mit der zum Handtuch gerefften Fock durchsegeln, um zu entkommen. Die 95 Meilen von Skagen nach Kristiansand in Südnorwegen waren dann eher Kaffeesegeln, wenn da nicht so viel Schiffsverkehr gewesen wäre.

Nach der Umrundung von Kap Lindesnes, die vor einem Schlechtwettergebiet gerade noch gelang, musste ich in Korshavn (wunderschön!) erstmal 2 Tage abwettern. Nun war ich gefühlsmäßig auch in Norwegen angekommen.

Bis jetzt habe ich ca. 45 Logbucheinträge, die alle aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen. Deshalb nur die Highlights: vom 13.-20.5 kam meine liebe Petra nach Stavanger und wir durchsegelten den Lysfjord und bestiegen die 4444 Stufen zum oberen Becken des Wasserkraftwerkes (740 m über Null) in Flörli. Mit dem Mietwagen durchquerten wir den neuen Ryfylke-Tunnel (14,6 km lang, 260 m unter dem Fjordwasser, 17 Euro Maut!) zu den Wasserfällen und Gletschern der Folgefonna-Region.

Allein gings dann weiter über Haugesund, an Bergen vorbei nach Hardbakke (mit zwei exczellenten Bergwanderungen) Dazwischen viel Regen, Nebel (zum Glück gibt’s AIS und Radar) und Temperaturen zwischen 0 und 7 Grad. Auf die Umrundung von Stadlandet – Norwegens berüchtigtes Westkap – musste ich gemeinsam mit 4 anderen Crews fast 4 Tage auf der schönen Insel Silda abwarten, da Wellen bis zu 10 m mit Kreuzseen angesagt waren. Aber es gelang: Bei guten Winden und 4 m langer Welle ging es dann nach Alesund, Bud nach Kristiansund. Dort wieder Zahnarzt (es war zuviel Füllung in Sassnitz). Über Nacht (es wurde schon nicht mehr richtig dunkel) ging es zu einer meiner Trauminseln „Halten“. Vogel und Naturparadies. Noch in der folgenden Nach weiter nach Rörvik und später über Bronnoysund nach Sandnesjön, wo mein Freund Andreas am 9.6. an Bord kam.

Mit ihm kam auch endlich das schöne Wetter. Über die magische Insel Lovund weiter noch in der Nacht zur Insel Bolga. Auf dieser Strecke überquerten wir den Polarkreis, was wir ordentlich feierten. Seit dem 12. Juni geht die Sonne nun gar nicht mehr unter. Auf einer strapaziösen Wanderung auf Bolga bei Regen und 6 Windstärken verletzte sich Andreas leider am Fuß (es sollte sich leider erst in D herausstellen, dass es ein doppelter Bänderriss war). Seitdem war ich praktisch wieder einhand unterwegs, da Andreas meist den Fuß hochlagern musste. Dennoch wollten wir die Lofoten sehen und von Bolga ging es quer über den Westfjord nach Varöy und über Hamnoy (Postkartenmotiv!) und Henningsvaer nach Svolvaer. Im Trollfjord hatten wir eine einzigartige Übernachtung und in Lödingen ging am 19.6. Andreas wieder von Bord.

Seitdem bin ich wieder allein unterwegs und erkunde die Inselwelt unterhalb des 70. Breitengrades. In die Insel Senja habe ich mich sehr verliebt, hier dümpel ich bei fast durchgehender Flaute von Fjord zu Fjord und wandere viel bzw. lass die Seele baumeln. Derzeit liege ich in Senjahopen. (69°29,3 N 017° 29,4 E). Der Umkehrpunkt ist noch nicht ganz klar, aber wegen der Flaute und größerem Interesse an den Inseln hier ist Nordkapp vom Plan gestrichen (ehrlich gesagt war es nie wirklich auf dem Plan!)

Bis jetzt 1534 Meilen (889 davon gesegelt, was wegen der Wetterverhältnisse nicht ganz einfach ist) Davon ca. 1300 sm bis jetzt einhand.

Am bis spätestens 6.7. will ich wieder in Bödö sein, den dorthin kommt am 9.7. meine Petra für drei Wochen. Ich freue mich schon sehr.

Wenn ihr wissen wollt, wie es weiter geht und was bis jetzt im Detail passiert ist: Schreibt mir doch einfach an meine Email-Adresse (steht in der WSV-Kontaktliste). Ich schicke Euch dann den privaten Link zum Reisetagebuch.

Herzliche Grüße von Uli