Tja Freunde des Segelsports und vielleicht auch der Nacht, denn es ist Nacht…zumindest in der Eifel. Mein Steuermann belagert mich nun schon seit Samstag einen Artikel zu schreiben und ich komme einfach nicht dazu, vielleicht fehlen mir aber auch nur die richtigen Worte.
Ich kann noch nicht mit allen Fachbegriffen um mich werfen denn, mein Rennen fing damit an, dass ich Samstagfrüh eine Nachricht bekam, warum das Boot noch nicht abgedeckt und segelbereit dastehen würde. Meine Antwort war so einfach, als das Sie jeder von Euch kennt: „Jörg, ich würde nie ohne Erlaubnis Dein Boot betreten.“
Klar, ein ungeschriebenes Gesetz von Booten auf denen man nie zuvor war. Ich betrachtete diesen Hinweis allerdings als Erlaubnis und deckte unsere 5.5‘er ab um mich erstmal mit ihr vertraut zu machen, da ich noch nie zuvor auf einer 5.5‘er gesessen hatte.
Aber auch dazu blieb mir keine Zeit. Jörg und Ingo, die erfahrenen Hasen stürmten herbei und meinten „Start sei um 10:45Uhr…..ähm nein, um 11Uhr. Nö, 10:45 wurde gesagt. Nein, 10:45Uhr wollte ich los, aber wir müssen früher los, damit Stephan nochmal ne Proberunde drehen kann.“
Tja, wie ihr euch denken könnt, daraus wurde nix. Im Gegenteil. Ich wurde noch angepflaumt für meine Schuhwahl, die ohne Schuh sein sollte und meine Klamotten, die ja wohl doch etwas dünn wären. Okay, die Schuhwahl habe ich dann verbessert, die Klamotten blieben dünn.
So ging es dann ohne Proberunde raus auf den Langen See. Der Wind blies mit zum Teil gewaltigen Windstärken, aber bis Marienlust war es ja noch ein Weilchen und erst recht für uns, denn erstmal mussten die Jollen und die Ynglings raus; und natürlich die Klasse über 110 Yardstick. Wir genossen das alles auf der Kreuz vor der Startlinie, um auch alle Zeichen des Startbootes lesen zu können.
Und dann waren sie für mich da…..meine ersten 5…..4…….3……2…..und die letzte Minute.
Dann ging es Rund. Gut über die Startlinie gekommen blies der Wind kräftig, aber moderat. Eine gute Phase die 5.5‘er von Jörg kennenzulernen. Nach dem kurzen Kennenlernen sah ich uns enteilt, die JK28 in blau, die es mir als Zielsetzung angetan hatte. Meine Crew allerdings meinte: „Bist Du irre??? Schau Dir mal dem Yardstick an!!! Klar ist die da vorn!!! Man, Fock dichter!!! Die X79 ist unser Gegner!!!“
Aber wo war sie??? Frage nach hinten…….“Mann, DAAA, mach die Augen AUF!!! Fock etwas freier!!!“
Als ich sie im Blick hatte war alles klar und das musste es auch, denn dann fing es an etwas schneller zu werden. Die krachenden Böen kamen rein und eben diese auszunutzen war unser Ziel.
„Klar zur Wende???“ „BIST DU IRRE !!! WIR WENDEN NICHT !!! DIE BÖ NEHMEN WIR MIT !!!“
Taten wir auch. Bis an die Kante. Ich hörte vorn, mit den Backen auf der Bordwand sitzend, die Wanten sirren. Zu mehr waren sie nicht mehr im Stande. Der Wind und die Segelfläche unser 5.5‘er nötigte ihnen alles ab……und für mich….mit Erfolg. Die X79 wurde größer und größer, auch wenn wir mit gefühlten 45° Krängung auf dem See lagen. Aber genau da war ich in meinem Element !!! Die Kante….die Möglichkeit des Machbaren…..das wollte ich !!! Und so ritten wir die Dahme herunter…hatten Spaß….alle schrien vor Glück wie mit zwölf in der ersten krassen Achterbahn, auch wenn es keine war, sondern nur die Achterbahn der Dahme, die mich dann auch gleich im ersten Mal setzen des Spies auf der 5.5’er fordern sollte.
Viel konstruktives Geschrei….aber ja, so ist es. In dem Adrenalin der Regatta… da schreien wir eben an Bord mal!! Was auch gut ist. Klare Worte!!!
Die X79 immer in Sichtweite näher kommend, überlegten wir die kleine Rohrwallinsel unten oder oben rum zu nehmen???
Jörg an der Pinne entschied sich für unten, die X79 für oben. Am Ende war es so ziemlich egal, denn die erste Wettfahrt beendeten wir beide punktgleich auf Platz zwei. Zwar nicht zur gleichen Zeit, aber nach Berechnung des YS, zeitgleich Platz zwei!!!
Somit ging es in Runde zwei nur noch um „Sieg oder Sarg“!!! So zumindest mein Motto, was nicht alle teilen.
Ich wollte als Maßstab Olafs Windbraut!!! Sie war dann plötzlich jedoch nicht mehr da. Alle nahmen, bei zunehmenden Wind, ein Reff rein……wir nicht. Hätten wir auch gar nicht gekonnt!!! Also ging es auf des Messers Kante über die Dahme. Böen von 27ktno’s schossen über uns hinweg, ………EGAL!!!
Ausreiten!!!
Und da hatten wir einen neuen Gegner. Mathias mit seiner Banner 28!!! Eine coole und erfahrene Crew, so zumindest wurde mir der Eindruck vermittelt!!! Ich hatte jedoch nur noch mein Credo im Kopf, SIEG oder Sarg!!! Und irgendwie schien mir, hatten meine beiden Taktiker es geschluckt. Also taktierten wir, gerade vor dem Wind!!! Das war unsere Stärke.
Zieleinlauf!!! Ich gab mich geschlagen, Ingo und Jörg reichten sich siegessicher die Hände.
Ich wollte es bis zur Siegerehrung nicht glauben. Immer im Kopf „Sieg oder Sarg“, erste Regatta, Boot fremd und dann doch nicht auf dem Grund des Seddins!!! Viel besser noch, auf dem Treppchen des DJC bei Ihrer Sonderwettfahrt ganz oben!! Erster Platz!!! Danke Jörg, danke Ingo und ein Danke an den DJC. Euch und Eure tolle Organisation mögen wir immer wieder gern. Wir sehen uns eh immer, aber genau daher immer wieder gerne öfter!!!
PS: Was war eigentlich mit Olaf passiert??? Es wurde berichtet, dass er aus der Landabdeckung Wind bekam, der Spie sich aufblähte, die JK28 krängte und der Spie sich im Mast einer Yngling verfing. Zum Glück ist nichts Ernstes passiert…..denn hey, wir wollen uns doch gesund und munter wiedersehen!!!
Stephan Frenk (GER 34; 5.5mR)
Kleine Ergänzung der Redaktion.
Mit Daniel Dürwald und Jürgen Klarner auf der Dehler 22 fuhr ein weiteres Kielboot in der Gruppe ab Yardstick 111 mit und wurde Vierter von acht.
Bei den O-Jollen erreichte Ralph Grieger auf den achten von zehn.
Bei den Ynglings fuhren Ralf Goepfert und Carsten Lippert auf Yngling 284 auf Platz 7 in einem starken Feld von 12 Booten.
Werner Gasde und Wolfgang Leppert auf Yngling 78 konnten leider nur bei der ersten Wettfahrt teilnehmen und rutschten auf Platz 12.
Das Wetter war mit „wechselhaft“ sicher stark untertrieben zu beschreiben.
Der Wind ging von 2 bis 4 Beaufort in Böen bis 6, dafür gab es zwischendurch auch Regen- und Hagelschauer … und es war kalt.
Hier der Link zu Manage2Sail und den Ergebnissen: Ergebnisse
Gruß Casi