Der fürchterliche 2. Weltkrieg war zu Ende. Der WSV 21 hatte überlebt, wenn auch mit einigen Blessuren am Inventar des Vereins. Zunächst begann eine sehr schwere Zeit des Wiederbelebens, des Wiederaufbaus und der Aktivierung der Mitgliedschaft. Segeln und der Verein waren zu dieser Zeit absolut zweitrangig. Jeder hatte mit sich und der Familie zu tun. Obwohl gottlob kein Schuß und keine Bomben mehr fielen, begann ein neuer Kampf, der Kampf ums tägliche Brot, der Kampf gegen den Hunger. Die Suche nach Lebensmitteln, die Wiederinstandsetzung von Wohnung oder Haus sowie nach einem Arbeitsplatz war für jeden vorrangig. Einer im Verein aber hat zu dieser Zeit konsequent mit vollem Einsatz die Fäden wieder in die Hand genommen und den Überblick behalten. Es war der langjährige Vorsitzende des Vereins aus den 20er und 30er Jahren, Hugo Bräuer. Von Kriegsende an, also Mai 1945 bis Anfang 1946 war zeitweise die sowjetische Armee auf dem Gelände des WSV1921. Mit viel Geschick und Diplomatie wurde bis auf einige Ausnahmen erfolgreich versucht, das Eigentum der Mitgliedschaft zu schützen. Teilweise wurden Boote geflutet und versenkt. Auf Grund des Befehls Nr. 124 der sowjetischen Militäradministration vom 30.Oktober1945 war das Eigentum der Vereine beschlagnahmt. Das Bezirksamt Köpenick hatte die Verpflichtung, die Verwaltung treuhänderisch zu übernehmen und gleichzeitig einen Treuhänder für die Verwaltung vor Ort einzusetzen. Nach vielen Bemühungen hatte es Hugo Bräuer erreicht, diese Position übernehmen zu können. Für den Verein ein außergewöhnlich glücklicher Umstand.
Der Vereinsbetrieb konnte so gut wie möglich weitergeführt werden. Nach und nach kamen die Mitglieder wieder zum Verein; es begann die Aktivierung des Vereinslebens und des Sportbetriebes. Die Berliner Vereine bezeichneten sich ab 1946 offiziell als Segel- bzw. Wassersportgruppen und organisierten sich im Stadtsportverband. Darüber hinaus gab es die Hauptspartenleitung Segeln in Berlin, die sich ab April 1947 als Vereinigung Großberliner Segler gründete. Bis 1949 blieb der Name „Segelsportgruppe/WSV 1921“, dann aber die Änderung. Alte Traditionen wurden von den Obrigkeiten abgelehnt. Auf Druck von außen mußte eine Umbenennung erfolgen. Der Verein nannte sich von nun an „Wassersportvereinigung Rasmus“ mit den Sparten Segeln, Rudern und Schwimmen. Zur Sparte Segeln zählten alle Mitglieder des ehemaligen WSV 1921. Unsere südlichen Nachbarn, der „Einer-Ruderverein e.V.“ verbündete sich in dieser Situation mit uns und bildete damit die Sparte Rudern. Den Vorsitz führte Ernst Staub. Eine Sparte Schwimmen sollte sich entwickeln und aktiv werden, kam aber mangels Interesse nie auf eine nennenswerte Mitgliederzahl. Aber auf dem Papier bestand sie zumindest, nach außen hin ein wichtiger Faktor. Mit der Gründung der DDR im Jahre 1949 wurde der Sportbetrieb in diesem Teil Deutschlands immer mehr ein Teil der Gesellschaftsordnung, die vom Staat und dessen führender Partei, der SED, straff geordnet und gerichtet wurde. Der Verein hatte sich nun mehr oder weniger den Richtlinien von drei Institutionen einzuordnen; zum ersten dem Sportverband, der später Deutscher Turn- und Sportbund (DTSB) hieß; zum zweiten der Vereinigung der Berliner Segler, später Bezirksfachausschuß Segeln Berlin – der BFA war dem Bund Deutscher Segler (BDS) untergeordnet –; und zum dritten dem Treuhandbeauftragten des Bezirkes Köpenick, später Bootshausverwaltung Berlin-Köpenick. Im Jahre 1950 wurde von der Freien Deutschen Jugend (FDJ), dem Jugendverband der DDR, eine Jugendheim GmbH gebildet, der alle bis dahin beschlagnahmten Sportgrundstücke übertragen wurden. Der Verein bekam entsprechende Verträge vorgelegt. Durch geschicktes Taktieren wurden jedoch keine Unterschriften geleistet, im Gegenteil, der anstehende Pachtzins wurde in voller Höhe noch einmal gezahlt. Dann kam aber im Jahre 1951 die Mitteilung des Magistrats von Berlin, daß das gesamte Vermögen des Vereins in Volkseigentum der DDR übergegangen ist. Damit entstand eine unsichere Lage, kein Pachtvertrag. Es meldete sich eine Betriebssportgemeinschaft, die BSG Bergmann-Borsig, die aber nach langen Verhandlungen auf unser Gelände verzichtete. Ende 1951 wurde nach Abstimmung der Mitgliedschaft der Vertrag mit dem Magistrat abgeschlossen. Unabhängig davon meldete sich noch eine BSG Eiche, die vom Landessportausschuß bestimmt war, mit unserem Verein entsprechende Absprachen zur Übernahme als Sparte Segeln der BSG Eiche zu führen. Zunächst gab es mit dieser BSG im März 1952 eine Einigung unter den Vorsitzenden, keine Aktivitäten zu unternehmen. Im August 1952 wurde jedoch ein Zusammenschluß mehr oder weniger erzwungen. Verständlicherweise gab es im Verein in dieser Frage keine Euphorie, der Vorstand suchte dringend eine andere Lösung. Er fand sie im Jahre 1953. Inzwischen war Hugo Bräuer als Vorsitzender zurückgetreten, der neue Vorsitzende hieß Fritz Buchsbaum. Er konnte in dieser Zeit den Verein besser nach außen vertreten. Als Halbjude war er in der Nazizeit Häftling in einem Konzentrationslager. Personen mit dieser Vergangenheit galt vor allem in der Nachkriegszeit der Respekt von Staat, Partei und Behörden der DDR. Seinem Einsatz verdankt der WSV in dieser Zeit seine relative Eigenständigkeit. Im Mai 1953 wurden erste Verhandlungen mit dem Vorstand der Sportgemeinschaft Grün-Weiß Baumschulenweg aufgenommen und im September 1953 gab es ein amtliches Schreiben, nach dem der Platz der SG Rasmus (WSV 1921) bis 1955 der SG Grün-Weiß reserviert wurde. Im selben Monat kam dann auch schon eine Mitteilung der zuständigen Behörde, daß dem Antrag, die SG Rasmus als Sparte Segeln in die SG Grün-Weiß per 30.9.1953 zu übernehmen, stattgegeben worden ist.Wie sich in all den Jahren bis 1990 herausstellte, war dieser Weg unter den gegebenen Bedingungen für alle Beteiligten sehr zufriedenstellend.
Zurück noch einmal in die Jahre nach 1945. Die Mitgliedschaft hatte sich wieder einen Vorstand gewählt, diesmal wurde er Gruppenleitung genannt. Aus einem Brief über die Mitglieder-versammlung am 05.01.1947 ist zu entnehmen, daß neben Hugo Bräuer erfahrene Mitglieder an die Spitze gewählt wurden, so u.a. Erwin Uhse, Max Berg, Werner Huse, Rudi Gasde, August Berlin, Martin Löwenheim, Werner Frühbuß, Willy Karschewske und Bruno Stöfhase. Offiziell durfte lt. Verfügung der Alliierten Kommandatur vom 16.05.1946 der Sportbetrieb ab Mitte 1946 wieder aufgenommen werden, dies aber nur als kommunaler Sport. Das bedeutete, Sport war für die Segelgruppe nur im Bezirk Berlin-Köpenick möglich. Verwaltungsmäßig war zu dieser Zeit großer Aufwand erforderlich. Alles war der Kommandatur der Besatzungsmacht untergeordnet. So mußte z.B. für jede Versammlung, für jede Veranstaltung eine Genehmigung beantragt werden. Statistiken über Sport, über Arbeiten auf dem Bootsgelände, über Mitglieder, deren Berufe usw. waren an alle möglichen Leute abzugeben. Die segelsportlichen Veranstaltungen begannen 1946 zunächst auf dem Revier durch private persönliche Schnelligkeitsvergleiche einzelner Boote untereinander. Bereits am 22.6.1946 wurde die erste Nachkriegsregatta für den Bereich der Sparte Segeln/Berlin ausgeschrieben. Veranstalter war die „Freie Vereinigung der Tourensegler Grünau 1898“. Daß diese Regatta stattfand, war umso erstaunlicher, als im Herbst 1945 auf Befehl der Alliierten Kommandatur jede organisatorische Bindung für den Segelsport untersagt wurde. Der Segelsport galt als vormilitärische Ausbildung. Diese Auffassung des Kommandanten wurde jedoch durch Vermittlung des Hauptsportamtes im Juni 1946 aufgehoben. Bald gab es dann auch schon von den Segelgruppen offiziell ausgeschriebene Wettfahrten auf dem Revier. Unsere Gemeinschaft organisierte die erste Nachkriegswettfahrt für die 15qm Wanderjolle. Die Wettfahrt um das „Blaue Band vom Langen See“ für die H-Jollen konnte am 7.8. und 23./24.8.1947 mit 33 Booten erstmalig gestartet werden. Die weiteren in den folgenden Jahren durchgeführten segelsportlichen Veranstaltungen siehe unter dem Abschnitt „Segelsportliche Veranstaltungen“.
Die Kantine, gewünschter, geforderter, unterhaltsamer, vereinsfördernder, gelittener, verfluchter, oft zu Problemen neigender, permanent den Vorstand beschäftigender Ort. Bereits zu den Gründerjahren eröffnet und bewirtschaftet. Nur in ganz unwesentlichen kurzen Zeitabschnitten bis heute von den Mitgliedern in Eigeninitiative betrieben, sonst durch entsprechende Arbeitsverträge gesichert und professionell besetzt. Mit der Besetzung der Kantine hat so manch einer der Mitglieder seine ganz persönlichen Erinnerungen. Eine Aufstellung aller Wirtsleute ist im Anhang zusammengestellt. Alle Vorstände, insbesondere der Nachkriegszeit bemühten sich ständig um ordentliche, korrekte und vereinsfördernde Zusammenarbeit mit den Wirtsleuten. Das Ergebnis war mal mehr, mal weniger befriedigend. Dabei muß man bedenken, daß die Bewirtschaftung der Kantine nach 1945 ein sog. zweites Arbeitsverhältnis war. Im ersten Arbeitsverhältnis war es nach Auflösung des Treuhandverhältnisses eine Anstellung beim Rat des Stadtbezirks Köpenick als Heimleiter für das Wassersportobjekt. Die Trennung und korrekte Wahrnehmung dieser Aufgaben gaben oft Anlaß zu Unstimmigkeiten. Die Kantinenbewirtschaftung war dabei stets das lukrativere Geschäft, so daß die vom Heimleiter zu erfüllenden Pflege- und Wartungsarbeiten auf dem Bootsplatzgelände oft liegen blieben und letztlich von den Mitgliedern in Eigeninitiative abgearbeitet werden mußten. Die Buchhaltung der Kantine übernahm der Verein. Da ja nun ein solches Bewirtschaftungssystem stets auf gegenseitigem Vertrauensverhältnis aufgebaut ist, gab es natürlich auch ein paar schwarze Schafe in der Kantine. So mußten mit drei Wirtsehepaaren Prozesse geführt werden, die Anklage lautete auf Veruntreuung. Die Trennung von diesen Leuten war trotz Verurteilung nicht so einfach, da sie ja noch im ersten Arbeitsverhältnis von der Bootshausverwaltung als Heimleiter angestellt waren und außerdem noch das Wohnrecht im Verein hatten. Letztlich wurde aber immer durch zähe Verhandlungen mit dem Rat des Stadtbezirks eine Lösung gefunden. Parallel zur starken Entwicklung der Regattatätigkeit mit sich einstellenden großen Erfolgen wurden traditionsgemäß auch andere Ausgleichssportarten im Verein weitergeführt. Zu den jährlich stattfindenden Sommerfesten gab es Wettkämpfe im Schwimmen, Volleyball, Tischtennis u.a. Sportarten. Im Vergleich auch zu anderen Sportgemeinschaften gab es viele gute Ergebnisse. Diese Veranstaltungen wurden im Rahmen der Berliner Seglergemeinschaften organisiert. in den 50er Jahren hat unser Verein den ersten Herbstwaldlauf der Ostberliner Segler organisiert und durchgeführt, später übernahmen andere Sportgemeinschaften diese Veranstaltung. Er gehörte zum festen Bestandteil des Wettkampfprogramms des Bezirksfachausschusses Segeln Berlin bis zum Ende der 80er Jahre. Auch an den im gleichen Rahmen organisierten Schwimmwettkämpfen nahmen immer Mitglieder unserer Gemeinschaft mit wechselnden Erfolgen teil. Die höchste Beteiligung lag in den 70er Jahren. 10 bis 25 Mitglieder trugen sich in die Starterlisten ein. Allgemein war das Interesse jedoch schwach. Die Hauptorientierung lag beim Regattasport.
Was macht ein Segler, wenn er nicht Regatta segelt, wenn er nicht mit Vereinsangelegenheiten zu tun hat, wenn schönes Wetter ist oder ähnliches? Er setzt sich in sein Boot, „fährt spazieren“ und genießt. Wenn er nicht viel Zeit hat, wird er kurze Törns vielleicht nach Gosen oder Marienlust und zurück segeln. Wenn er aber mehr Zeit einplanen kann, dann kann es schon eine Wanderung von See zu See werden. Dann macht man Wandersegeln oder wie es auch heißt, Fahrtensegeln. Diese Art Segeln wurde von Anfang an von vielen Mitgliedern, damals in den Aufbaujahren, vor allem wenn Zeit war und nicht gerade wieder ein Schuppen gebaut werden mußte, gepflegt. Der Mensch neigt immer wieder dazu, über alles, was er tut, zum Vergleich mit den anderen eine Meßmöglichkeit zu schaffen. So kam es denn auch bald dazu, daß man in Fahrtenausweisbüchern seine Wanderungen einzutragen hatte. Ein Beschluß von 1929 verpflichtete die Mitglieder dazu. Ob nun dadurch das Wandersegeln bzw. Fahrtensegeln besonders gefördert wurde, oder ob einer mehr Freude daran hatte, ist aus dieser Zeit nicht überliefert. Interessant ist aber schon, daß diese kleine Pflicht über Jahrzehnte hinweg bis in die heutigen Tage einem Vereinsmitglied mehr oder weniger auferlegt wird. Wie weit es nun immer auch korrekt praktiziert wurde, ist nur aus den 60er bis 90er Jahren bekannt. Punkte im Fahrtensegeln, nachzuweisen in einem entsprechenden Fahrtenbuch, von vielen Regattaseglern nicht so gern angenommen, brachten Anerkennung außerhalb des Vereins, was insbesondere zu DDR-Zeiten im Wettbewerb mit anderen Vereinen ob in Berlin oder im Republikmaßstab eine Bedeutung für die Vereinsführung hatte. In den 80er Jahren beteiligten sich 40 bis 60 Mitglieder des Vereins am Fahrtensegelwettbewerb. Über allem lag aber das Erlebnis beim Wandersegeln. Beliebte Wanderziele für den Verein waren in den Vorkriegsjahren die Schmölde, der Scharmützelsee, aber auch die Brandenburgischen Gewässer und vereinzelt die Mecklenburger Seen und das Große Haff bei Uckermünde. Im Berliner Raum zählten der Seddinsee, Zeuthener See und der Krossinsee zu den beliebtesten Zielen. Nach 1950 erweiterte sich der Aktionsradius verstärkt in die Mecklenburgischen Gewässer um die Müritz bis hoch zum SchwerinerSee. Auch die Boddengewässer gehörten vereinzelt zu den besuchten Revieren. Viel Mühe mit der Registrierung dieser Fahrten gab sich viele Jahre lang Arthur Rellier. Einer, der über viele Jahre nach seiner aktiven Regattazeit um hohe Punktzahlen im Berliner Bereich segelte, war Georg Gelner mit seinem 15qm Jollenkreuzer. Sehr aktiv waren auch Herbert Witte und Bruno Dahlke. Jedes Wochenende, ob bei Regen oder Sonnenschein, segelten sie los, man konnte die Uhr nach ihnen stellen.
Aus der Sicht eines Regattaseglers gab es viele, viele Jahre immer eine gute Organisation für die aktiven Segler. Das bezog sich auf die Betreuung am Wettkampfort durch Motorboote, das war die Schleppfahrt zum Wettkampfort z.B. Müggelsee oder Zeuthener See, das war aber auch viele Jahre die Beschaffung der Unterkünfte an den wesentlichen Wettkampforten der Meisterschaften der nationalen Bootsklassen in Schwerin oder an der Müritz (Röbel, Klink oder Waren). Der Verein hat das Segeln stets in den Vordergrund gestellt und dazu jegliche Art des Segelns gefördert. Motorbootsport war nicht die Sache des Vereins, das wurde auch jedem, der sich als neues Mitglied bewarb, klar gesagt. Natürlich gab es auch Ausnahmen, denn für die Organisation einer Regatta waren Motorboote als Rettungs- und Schleppboote notwendig. Die im Verein vorhandenen Motorboote standen demzufolge mit ihren Eignern für derartige Einsätze stets zur Verfügung. Der Jugendarbeit galt immer ein sehr großes Interesse. Das Problem dabei war die permanente Betreuung der Kinder- und Jugendlichen. Jeder weiß, Jugendarbeit erfordert sehr hohen Zeitaufwand und viel, viel Geduld. Trainingsarbeit, Regattabetreuung, Bootsüberholung, Organisationsaufwand usw. sind die praktischen Aufgaben. Einen geleiteten Jugendbereich gibt es bereits seit 1926. Zu dieser Zeit gab es noch keine ausgesprochenen Jugendboote. Die Jugendlichen waren darauf angewiesen, von älteren Seglern mitgenommen zu werden. Das Angebot war aber nun nicht immer ausreichend. Deshalb gab es den schon erwähnten vielseitigen Ausgleichsport; Turnen, Ballspiele, Laufen und Schwimmen waren die beliebtesten Sportarten. Die Sommerfeste wurden genutzt, um in Vergleichs- und Wettkämpfen die Stärke der einzelnen Jugendlichen in den verschiedenen Disziplinen zu messen.
Einer hat sich in dieser Zeit wie kein anderer in der Nachkriegszeit langjährig der Jugendarbeit gestellt, Manfred Reihe. Seit 1963 immer mit an der Spitze der Jugendleitung, von 1968 bis 1980 Jugendleiter und danach bis 1989 als 1.Vertreter. Vor, zwischen und nach diesem Zeitraum leiteten die Sportkameraden Willy Thomas, H. Böcker, Karlheinz Schröter, Werner Kupilas, Wilfried Heise, und später Manfred Meißner, Andreas Wahle sowie Werner Gasde die Jugendabteilung. Gesegelt und trainiert wurde in mehreren Klassen. In den Nachkriegsjahren wurde überwiegend auf Booten der Senioren Segelpraxis und Theorie vermittelt. Das erste Jugendboot im Verein war die sagenhafte „Bounty“, eine alte Scharpie-Jolle, gespendet von unbekannter Hand. Noch heute sagt man, wer auf der „Bounty“ segeln gelernt hat, kann jeden Kahn steuern. In den 50er Jahren standen 2–3 Piraten zur Verfügung und ab 1963 wurden aus Mitteln der Vereinskasse 2 Boote des Typs Cadet angeschafft.
Diese Boote wurden gemeinsam von damaligen Heimleiter und von Vereinsmitgliedern gebaut. Im Jahr 1964 erhielt dann die Jugendabteilung das erste Optimist-Boot. In den darauffolgenden Jahren kamen noch 2–3 Boote hinzu, außerdem gab es zeitweise noch 5–10 private Optis von Mitgliedern. OK-Boote und später 420er gehörten in den 70er und 80er Jahren zum Bootsbestand der Jugendlichen. Viele andere Vereine waren Betriebssportgemeinschaften, sie profitierten von Betriebsgeldern, die bei richtiger Anwendung bessere Bootskapazitäten sicherten. Unser Verein dagegen war keinem sogenannten „Volkseigenen Betrieb“ angeschlossen. Das Bootsmaterial für die Jugendlichen wurde aus den Beiträgen der Mitglieder finanziert. Im Laufe der Jahre kam es trotzdem zu einer ansehnlichen Flotte von Jugendbooten, wie aus der Statistik – Bootsbestand ersichtlich. Ein Teil war Eigentum der Mitglieder, zum Vereinsbestand gehörten im Schnitt 15 Boote. Die Anzahl der Kinder und Jugendlichen lag im Schnitt bei 25, zeitweise gab es auch über 30 Kinder und Jugendliche. Da Regattasegeln die höchste Priorität im Verein hatte, gab es natürlich in der Gemeinschaft eine Erwartungshaltung an die Jugendlichen, ähnliche Erfolge wie die Senioren für den Verein zu ersegeln. Bloß dies stellte sich leider nicht ein, nur ganz vereinzelt. Oft wurde von der Jugendleitung über die nicht ausreichende Unterstützung von den erfahrenen Regattaseglern geklagt. Das war und ist sicher ein permanentes Problem des Vorstandes und vielleicht auch aller Vereine überhaupt. Trotzdem wurde für die Jugendlichen sehr viel getan. Mit benachbarten Vereinen wurden Vergleichswettkämpfe organisiert. Schöne Erinnerungen blieben von den Vergleichen mit der SG Grünau I (heute wieder Tourensegler). Neben Regatten gehörten auch Ausgleichssport und Disko immer zum Programm. In den Monaten außerhalb der Saison fanden Theoriekurse statt. Darüber hinaus gab es auch noch regelmäßig Ausgleichsport in entsprechenden Sporthallen. Aber auch Ferientraining im Sommer war organisiert und in den Winterferien gab es ab und zu eine Fahrt ins Gebirge in Jugendherbergen. Der erfolgreichste Segler, der aus unserer Jugendabteilung kam, war Donald Lippert. Auf Grund seiner hervorragenden Leistungen wurde er vom Sportclub Berlin-Grünau, der Segelkaderschule der DDR, übernommen. Durch konzentriertes Wettkampftraining steigerte er sein Leistungsvermögen. 1988 ersegelte er sich dann auf der Ostsee vor Gdansk (Danzig/Polen) in der 470er-Klasse den Titel eines Junioren-Weltmeisters. Die Werterhaltung des Vereins oblag entsprechend der Gesetzgebung der DDR dem Staat, vertreten wie schon erwähnt durch die Bootshausverwaltung Köpenick. Auch die Pflege der Anlage sollte im wesentlichen von den bei der Bootshausverwaltung angestellten Heimleitern übernommen werden. Der Verein hatte, wenn auch über Jahre nicht vorhanden und später nur mit Mühe und Not zustande gekommen, einen Nutzungsvertrag. Nach diesem war gesichert, daß auf dem Gelände die Sportgemeinschaft den Segelsport ausüben konnte. Dem Vorstand war die Aufgabe gestellt, den Sportbetrieb zu organisieren und entsprechend den Forderungen des Sportbundes zu aktivieren. Darüber hinaus sorgte der Vorstand aber auch dafür, daß von der Bootshausverwaltung Geldmittel und Baukapazitäten für Reparaturen, Umbauten und Erneuerungen jeweils rechtzeitig zur Verfügung standen. Das war im Planungssystem der DDR recht kompliziert und erforderte immer harte und langwierige Verhandlungen. Trotzdem wurde zur Vorstandszeit von Werner Huse und seinen beiden Vertretern Karlheinz Schröter und Andreas Wahle sehr viel für den Verein bewegt. Diese Initiativen ließen dann später auch nicht zur Vorstandszeit von Karlheinz Schröter und der Vorstandszeit von Andreas Wahle nach.
Der Verein hatte ja im Prinzip keine Gelder. Offiziell war der Mitgliedsbeitrag eines sporttreibenden DDR-Bürgers 1,30 Mark, davon blieb knapp 1 Mark dem Verein. Mit diesem geringen Betrag war natürlich kein Vereinsleben möglich. Deshalb gab es die sogenannten Umlagen bzw. Spenden, die in Höhe von monatlich zehn Mark (im Jahr 1949 4,– Mark, später 6,– Mark bis 1963),von jedem Seniorenmitglied zu zahlen waren. Nach den Richtlinien der DDR nicht erlaubt, aber im Prinzip geduldet. Damit war es dem Vorstand möglich, zumindestens Sportveranstaltungen durchzuführen, Bootsmaterial für die Jugend anzuschaffen und für Vergnügen und Unterhaltung zu sorgen. Natürlich kamen auch die vielseitigen Berufe aller Branchen der einzelnen Mitglieder dem Verein zugute. Damit konnten Engpässe der Materialversorgung überbrückt werden. Da nun nicht für alle notwendigen Pflege- und Wartungsarbeiten Mittel von der Bootshausverwaltung zur Verfügung standen, gab es auch zu DDR-Zeiten das ungeschriebene aber moralisch verpflichtende Gesetz der Mitarbeit. Hier hatte der Verein keine Probleme, es war ja schon von jeher Tradition, jährlich Arbeitsdienste zu leisten. Somit gehörten wie früher die Arbeitseinsätze zum Wochenende zur Pflicht eines jeden Vereinsmitgliedes. Deren Organisation hat mit viel Umsicht und Perfektion viele Jahre lang Gerhard Geyh übernommen; eine Erbschaft von Vater Bruno Geyh, der unter dem Namen „Platzhirsch“ bekannt war. Jedes Mitglied hatte die Pflicht, 15 Stunden pro Jahr (3 Stunden pro Einsatz) zu arbeiten. Dazu gab es entsprechende Arbeitskolonnen, denen die Einzelnen zugeordnet waren. Nach außen hin wurde die im Verein geleistete Arbeit entsprechend als freiwillige Aufbauarbeit bzw. später als Volkswirtschaftliche Masseninitiative (VMI) abgerechnet, natürlich ohne Gegenwert.
Eines kann allerdings in einer solchen Zusammenfassung auch nicht unerwähnt bleiben: Die Mehrzahl der Mitglieder war immer bereit, sich der Gemeinschaft mit Tat und Rat, mit manueller und materieller Unterstützung zur Verfügung zu stellen; nicht zuletzt auch aus der Erkenntnis, daß Jeder für sehr geringe Mitgliedsbeiträge hervorragende Bedingungen für die Ausübung seines Sports und seiner Freizeitgestaltung geboten bekam. Aber wie es im Leben so ist, einige schwarze Schafe gab es eben auch. Mit denen hatten sich dann die Vorstände auseinander zusetzen.
Im Jahre 1978 schaffte sich der Vorstand eine Ordnung, aus der jedes Mitglied seine Mindestpflichten entnehmen konnte, die im Laufe eines Jahres zu erfüllen waren, aber auch die Maßnahmen, die bei einer Unterlassung in Kraft traten. Es war der Beschluß über „Maßnahmen zur Sicherung der Aktivität der Mitglieder“ genannt Sanktionskatalog. Für die Vorstände ein Instrument, das klare Linien zeigte und auch seine Wirkung nicht verfehlte. Dieses nicht zuletzt zum Wohle des Vereins, für die Gemeinschaft sowie auch für jedes Mitglied. Erst 1989 verzichtete man für immer auf diesen Katalog.
Zum Feiern war der Verein traditionsgemäß immer bereit. Unmittelbar nach dem Krieg ging das schon los. Bald hatte sich wieder eine Hauskapelle gebildet, die mit viel Schwung Tanzvergnügen veranstaltete. Die nötigen Instrumente waren teilweise aus alten Zeiten noch vorhanden. Zum Klönen in der Kantine und in der Veranda wurde abends oft Musik auf dem Schifferklavier gemacht. Zu diesen Unterhaltern gehörte auch „Paganini“ (H. Noack), der auf seine Weise auf einer Geige den Bogen bewegte; Melodien waren gerade noch zu erkennen, aber die richtigen Töne zu bringen, war oft Glücksache. Fast unübertrefflich waren die Sommerfeste, wo neben sportlichen Veranstaltungen auch Vorführungen stattfanden. Besonders hervorzuheben die Darbietungen von der Truppe um Ferdi Kirchberg, Bremmert und Schmitz wie z.B. „Der Wanderzirkus“, Neptunfest in den 50er Jahren. Später in den 60er und 70er Jahren wurde u. a. einmal Sommerfasching veranstaltet. Eine Dixieland-Band wurde auf einem Ponton von einem Motorboot gezogen, im Gefolge fuhren geschmückte Boote mit kostümierter Besatzung. Dieser Sommerfasching wiederholte sich noch mehrere Jahre mit unterschiedlichen Themen zum Spaß Aller. Aber auch die Pfingstkonzerte sind eine Tradition des Vereins, die heute ebenso noch aktuell sind wie fast alle anderen Veranstaltungen. Dazu gehört z.B. die Italienische Nacht und vor allem aber die An- und Absegelveranstaltungen, des gesamten Reviers Ober- und Unterdahme, durchgeführt jeweils wechselnd von einzelnen Vereinen des Reviers. Ein besonderer Ritus ist dabei das Setzen bzw. Einholen der Vereinsflagge. Dazu gab es immer einen gesonderten internen Termin am Tag des An- bzw. Absegelns. Selbstverständlich fand auch eine Geschwaderfahrt statt. Ein auserwähltes Flaggschiff führte alle Boote des Vereins meist bis zur Gosener Tonne und zurück. Manchmal gab es auch Zwischenhalt auf einer der Seddinsee-Inseln, wo dann vom Verein gestiftete Getränke auf- bzw. eingenommen wurden. Darüber hinaus gab es viele Vergnügungen im Saal des Vereins, so z.B. die Weihnachtsfeier, die bis in die 60er Jahre stets am 1.Feiertag stattfand. Später wurde dies aber umorganisiert in eine Kinderweihnacht, die in der ersten Dezemberhälfte abläuft. Zu den festen Veranstaltungen gehören auch die Tanzvergnügen anläßlich der Regatta um den Einhandpokal im Frühjahr aber auch nach der Siegerehrung zur Regatta um das Blaue Band vom Langen See der 15qm-Wanderjollen. Im Laufe der Zeit hat sich natürlich das Unterhaltungsmusikempfinden stark gewandelt. Ende der 50er Jahre war unsere Hauskapelle nicht mehr gefragt, es kamen Profis ins Haus. Mit der Zeit wurde das aber auch zu teuer. Mode wurde die Musik aus der Konserve, der Diskjockey wurde modern. Damit zog auch viel Technik auf, die Beschallung kam dann schon manchmal an das obere Level der Erträglichkeit. Eigene Geräuschtechnik wurde angeschafft, die heute noch ihre Dienste leistet. Für viele auch unvergeßlich die Faschingsfeste in den 50er, 70er und 80er Jahren. Mit viel Dekorationsaufwand und hervorragenden Faschingskostümen gab es viel Freude und Spaß. Über viele Jahre lag die Organisation der Veranstaltungen in den Händen von Harald Bossek und Klaus Lorenz unter Mitwirkung von Andi Wahle und Eberhard Grieger. Besondere Höhepunkte des Vereins sind die Jubilarfeiern, zu denen die 25-, 40- und 50jährige Mitgliedschaft jeweils mit einer persönlichen Laudatio gewürdigt wird. In den 70er und 80er Jahren wird diese Festveranstaltung umbenannt in „Tag der Sektion“. Gelegenheit für den Verein diejenigen Senioren und Junioren zu ehren, die sich im laufenden Jahr durch außerordentliche Verdienste für den Verein oder durch sportliche Höchstleistungen hervorgetan haben.
Als besonderes Jubiläum des Vereins wurde das 30jährige Bestehen am 22.1.1951 als Stiftungsfest in der Riviera in Grünau gefeiert. Das 50jährige Jubiläum 1971 war eine Großveranstaltung im Verein in zwei Abschnitten – zum einen mit allen Mitgliedern bei Spiel, Spaß und Tanz, zum anderen mit Einladung der Vorsitzenden benachbarter und befreundeter Sektionen sowie vielen Persönlichkeiten wie Bezirksbürgermeister von Köpenick, Stadtrat, Bezirksfachausschuß Segeln, Sportgemeinschaftsleitung sowie verdienten Sportlern unseres Vereins.
Ein gravierender Einschnitt war der Bau der Berliner Mauer 1961. 49 Mitglieder und 5 Jugendliche waren mit einmal durch Mauer, Stacheldraht und Schußwaffen vom Verein getrennt. Es gab keinerlei gegenseitigen Besuch, Kontakte waren unerwünscht, man durfte sich als Verein in dem totalitären Staat DDR nicht durch Verbindungen zum westlichen Teil Deutschlands verdächtig machen. Es standen aber viele Fragen zum Privateigentum der Westberliner an. Durch viele private Korrespondenz insbesondere Erwin Uhse – Werner Huse konnte einiges geklärt werden. Im November 1963 wurde dann vom Stadtrat Köpenick nach mühseligen Verhandlungen die Überführung des Privateigentums (Boote und Kojeninventar) nach Westberlin endlich genehmigt. Dies war aber nur eine Notlösung für die westberliner Mitglieder, denn der WSV 1921 war ihnen eine zweite Heimat. Diese nicht wiederzusehen (vor allem in unabsehbarer Zeit) war für jeden einzelnen sehr schmerzhaft. Die Verbundenheit zum Verein wurde aufrechterhalten und kam immer wieder deutlich zu Weihnachten zum Ausdruck, über Privatanschriften gab es Pakete für die Weihnachtsfeier für Jung und Alt. Das Leben ging weiter, Schmöckwitz war weit weg, dazwischen waren Mauer und Todesstreifen, Segler wollten Segler bleiben und so suchten sich viele der westberliner Mitglieder ein neues Stück Ufer. Ein Großteil fand beim Segelclub Nordstern eine Unterkunft. In all den Jahren fanden sie dort auch eine neue Heimat. 28 Jahre war Berlin geteilt.
Die große Dominanz unseres Vereins im Regattasport der DDR – ab Ende der 50er Jahre hatte der Verein im Regattasport der nationalen Bootsklassen (keine olympischen Klassen) die Spitzenposition in der Republik – veranlaßte die Segler, bei der Entwicklung des Regattasports Einfluß zu nehmen, zu gestalten und zu organisieren. Dies geschah insbesondere in den 70er und 80er Jahren. Viel wurde bewegt, immer unter dem stillen Motto: „Zum Vorteil für die Segler.“ Bootsklassenerhalt, Bootsklassenentwicklung, Regattaorganisation waren Themen, die zentral für die Republik von einigen unserer Mitglieder in den entsprechenden Kommissionen maßgeblich beeinflußt wurden. Hier zu nennen sind:
- Werner Huse – Vorsitzender der Kommission Regattasport des Präsidiums des Bundes Deutscher Segler
- Karlheinz Schröter – Nachfolger von Werner Huse, später Vizepräsident des Bundes Deutscher Segler und O-Jollen-Klassenobmann
- Jörg Lehmann – Klassenobmann der Piraten und Mitglied der Technischen Kommission
- Andreas Wahle – Klassenobmann der 20 qm-Jollenkreuzer
- Wilfried Lippert – Klassenobmann der O-Jollen
Außerdem haben auch noch im Berliner Bereich, das heißt im Bezirksfachausschuß Segeln für das Regattageschehen Werner Kupilas, Max Berg, Willi Wege, Manfred Reihe, Bodo Salbach, Uschi Bossek und in der Prüfungskommission Rudi Gasde tatkräftig mitgewirkt.
In diesem Zusammenhang muß man noch den Betrieb einer Segelschule erwähnen. Über viele Jahre hinweg wurde jährlich für die Öffentlichkeit vom Verein Unterricht in Segeltheorie in einem Pankower Schulgebäude durchgeführt. Stets war großer Zuspruch. Aus Unterrichts- und Raumgründen mußte die Teilnehmerzahl auf 70 bzw. 80 begrenzt werden. Das ging 10 bis 12 Wochen lang jeweils einen Abend in der Woche, 2–3 Stunden. Die Dozenten dieser Schule waren alle Vereinsmitglieder. Die genehmigten Teilnahmegebühren flossen in die Vereinskasse.
Im folgenden eine Darstellung der Mitgliedschaft (Senioren und Jugend).
Jahr | Mitgliederzahl |
---|---|
1923 | 175 |
1942 | 128 |
1947 | 120 |
1952 | 183 |
1957 | 178 |
1962 | 185 |
1967 | 196 |
1972 | 150 |
1977 | 194 |
1982 | 211 |
1987 | 195 |
1992 | 189 |